Europa und Gutenberg
Die Erfindung des modernen Buchdruckes geht auf den Mainzer Goldschmied Johannes Gutenberg zurück, der in der Mitte des 15. Jahrhunderts ein komplettes maschinenbetriebenes Drucksystem mit beweglichen metallenen Lettern einführte. Seine Druckerpresse revolutionierte den Buchdruck und machte das gedruckte Buch zu einem Massenartikel, der die Grundlagen der heutigen Wissensgesellschaft legte und entscheidend zur Entfaltung der Wissenschaften beitrug. Schlüssel seines Erfolges war die technische Reife des Systems nach langen Phasen erheblicher Rückschläge und nach hohen Investitionen auf Kredit und als Beteiligungen, die Gutenberg den wesentlichen kommerziellen Erfolgsanteil an seinen Bemühungen kosteten. Den frühen Verlegern boten seine Erfindungen erhebliche Profitchancen und machten so gleichzeitig Bücher einer breiteren Allgemeinheit erschwinglich.
Medien- und technikhistorisch wird Gutenberg heute weniger als technischer Erfinder gewürdigt denn als technisch inspirierter Kaufmann, der ein Bedarfspotential mit erheblichen Geldmitteln erschloss. Dies deshalb, weil man seine 42-zeilige Bibel (B42) wie auch die Lutherbibel, die nach ihm der Durchbruch dieser Techniken war, auch ohne seine Erfindung der beweglichen Lettern druckmäßig hätte vervielfältigen können, denn der Text änderte sich ja nicht so schnell, so dass feste, „gravierte“ (embossierte) Platten ebenso gut bzw. besser als die Gebinde einzelner, eigentlich loser Lettern in der mittleren Auflage durchhielten.
Seine Kalkulationen auf der Grundlage zu hoher Erwartungen an die Auflagenfähigkeit/Produktivität seiner Techniken (zunächst kaum Vorteile zur Klosterhandschrift) sollten sich lange nicht erfüllen, was die Finanzierungen mehrfach ins Rutschen brachte. Der Durchbruch zu den großen, preiswerten Auflagen erfolgte nach der Einführung fester Druckplatten („mater-pater“-Verfahren durch Abgüsse vom Satz) in Verbindung mit der Schnelligkeit, in der Texte durch das Setzen vorgefertigter Lettern erstellt werden konnten.
Während es 1470 noch siebzehn Druckorte gab, erhöhte sich ihre Zahl bis zum Jahr 1490 auf 204 Druckorte. Bis 1500 gab es 252 Druckorte, von denen 62 im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation lagen. In der Frühdruckerzeit wurden durchschnittliche Auflagen von 150 bis 250 Exemplaren erreicht. Etwa 77 % aller Inkunabeln erschienen in lateinischer Sprache.[2]
Zunächst wurden vor allem Ablassbriefe, Kalender, Donaten und Bücher gedruckt. Im Laufe der Zeit entstanden Großbetriebe wie der von Anton Koberger in Nürnberg. Dieser beschäftigte bis zu 100 Arbeiter an 24 Pressen. Im 16. Jahrhundert bildete der Druck der Schriften Martin Luthers fast ein Drittel der gesamten Auflage. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts blieb das Verfahren des Setzens von Hand mit beweglichen Lettern unverändert. Erst mit der Einführung praxisgerechter Setzmaschinen (hierzu zählte ab 1886 speziell die Linotype-Setzmaschine) änderte sich vor allem für Zeitungen und Bücher das bisherige Setzverfahren. Auch die Bleisetzmaschinen produzierten Text für den Druck auf aktuellen Hochdruck-Druckmaschinen. Eine Kombination von bisherigen Einzellettern (z. B. für Überschriften) und Setzmaschinen-Textzeilen war ohne Einschränkung möglich.
Das Aufkommen des Buchdruckes führte zu einer Umstrukturierung der Werkstätten. Nun wurden Facharbeiter verschiedener Berufe notwendig. Eine neue Art des intellektuellen Austausches wurde möglich. Der Drucker führte alle ausgeführten Arbeiten zusammen. Sein Aufgabenbereich war die Beschaffung von Geld und die für den Druck benötigten Komponenten. Er stellte Arbeiter ein, verschaffte sich einen Überblick über den Buchmarkt und gab Rundschreiben und Flugblätter heraus. Zu Beginn musste der Drucker auch für den Absatz seiner Produkte sorgen, was später die Buchführer übernahmen. Schon früh setzte eine Arbeitsteilung zwischen der technischen Abteilung und der Finanzierung ein.
Heute werden Bücher meistens im Offsetdruckverfahren gedruckt, selten im Tiefdruckverfahren. Letzteres wird meistens für Zeitschriften und Versandhauskataloge verwendet. Das neueste Verfahren (Stand 2007) ist der Digitaldruck. Während beim Offsetdruck noch Druckplatten (Druckvorlagen) produziert werden, verzichtet man bei Digitaldruckverfahren völlig auf die Herstellung von Druckvorlagen. Diese Techniken schaffen die Voraussetzungen für das „Book on Demand“.
Renaissance des Buchdrucks im 21. Jahrhundert
Seit Beginn des 21. Jahrhunderts erlebt der Buchdruck als künstlerische Ausdrucksform und gestalterisches Mittel für Privat- und Geschäftsdrucksachen eine Renaissance. Vornehmlich in Kleinbetrieben, deren Aufstellung eher einem Atelier als einem Handwerksbetrieb gleicht, greifen vor allem Gestalter und damit Fachfremde technische Mittel des Buchdrucks auf. Grundsätzlich sind hier zwei Richtungen erkennbar: Im einen Fall liegt der Schwerpunkt auf der Typographie unter Verwendung klassischen Bleisatzes. Im zweiten Fall wird lediglich auf die technischen Einrichtungen des Buchdrucks zurückgegriffen. Hier erfolgt die Erstellung der Druckform digital auf Photopolymerplatten. Analog dem amerikanischen Trend wird für diese neue Form auch hierzulande der Begriff Letterpress (engl. für Buchdruck) verwendet.
Buchdruck
Der Buchdruck ist ein mechanischer Prozess, bei dem Schriften und Bilder in großer Anzahl auf ebene Flächen, meist aus Papier, reproduziert werden. Die dadurch erstellten Werke können in großer Anzahl verbreitet werden. Bis zu seiner Erfindung war die Erschaffung und handschriftliche Vervielfältigung von Dokumenten und Büchern (Manuskripten) ein Monopol einer kleinen Zahl von Spezialisten, in Europa insbesondere der gebildeten Mönche in den Skriptorien der Klöster.
Technik der klassischen Buchdruckerkunst
Die zum Betrieb der Buchdruckerkunst erforderlichen Typen oder Lettern werden in verschiedene Gruppen Fraktur-, Antiqua– und Kursivschrift neben den dazugehörigen Interpunktions– und sonstigen Zeichen (Sternchen, Paragraphen etc.) eingeteilt. Die Verschiedenartigkeit und Reichhaltigkeit der Typen ist außerordentlich. Man unterscheidet sie nach ihrer Gattung in Brot- und Zierschriften sowie nach ihrer Zeichnung in gotische, Fraktur, Grotesk- etc. Schriften. Ferner werden sie nach ihrer Kegelgröße unterschieden, etwa 8 Punkt oder 24 Punkt. Zu den Schriften gehört auch der Ausschluss, das sind Metallstückchen ohne Schriftbild. Diese sind etwa ein Fünftel niedriger als die eigentlichen Typen (Spatien, Viertel-, Drittel-, Halbgevierte, Gevierte, Quadrate). Sie dienen zur Trennung der Wörter, zum Ausfüllen leerer Zeilen etc. Ähnlichen Zwecken dient der Durchschuss, Metallplättchen von ein bis zehn typographischen Punkt Stärke und in genormten Längen bei 54 Punkt Höhe, oft aber auch von der ganzen Breite der Zeilen (Regletten). Man durchschießt damit den Zeilensatz, das heißt man legt die Regletten zwischen die Zeilen, welche dann auseinander gerückt werden. Der physische Ablauf des Druckens mit einzelnen Lettern kann als typographischer Kreislauf bezeichnet werden.
(Quelle:Wikipedia)